dass sie versuchte die Tränen herunterzuschlucken, doch es gelingt ihr nicht.
Sie sitzt in ihrem Bett, Kissen hinter den Rücken geklemmt und denkt nach wie Zufälle sich immer wieder aneinanderreihen und scheltet sich, Träumerin, es gibt keine Zufälle keine Wiederholungen, sie pfeift auf Sprichörter und doch sie haben Bestand.
Was du nicht willst was man dir tut ,doch sie war jung , zutiefst verletzt, ekelte sich vor sich selber und hasste die Welt, hasste das Leben und vor allem wollte sie nichts mit der Liebe zu tun haben. Sie liebte ihre Tiere , ihre Natur , ihre Träume und das sollte ausreichen. Keiner der sie verletzen konnte, keiner der Fragen stellte , die sie nicht beantorten wollte.
Vor einigen Tagen sah sie sein Ebenbild im Fernsehen, sie musste ganz heftig schlucken, alle Bilder hatte sie damals verbrannt, alle Erinnerungen wollte sie verbannen , doch sein Bild ist in ihrem Kopf, sein Lächeln, seine Augen, seine Figur. Noch heute sieht sie jede einzelne Bewegung von ihm, wie er sich umdrehte, wie er ihr zuzwinkerte , ihr beim Tanzen ( er war der unbegabteste Tänzer der es auf der Erde gab) auf die Füsse trampelte. Beim Aufräumen fand sie in eine Schatulle dann noch ihren Verlobungsring, es war eines der wenigen Sachen die sie damals mitgenommen hatte, der Ring und sie fluchte denn sie ahnte dass die Erinnerungen zurück kehren würden.
Es war unfair denn sie liebt inzwischen einen Menschen heiß und innig, anders als damals, intensiver und doch wusste sie dass ihr Herz noch immer so tief liebte wie zu der Zeit als er sie erobert hat mit allem was ihm möglich war.
Das Lächeln in seinem Gesicht, das Lied hörte sie heute nacht im Fernseher und aus war es mit ihrer Beherrschung, wenn sie vorher noch tapfer die Tränen zurückgehalten hatte, so flossen sie jetzt. Sich zu beruhigen war nicht einfach, dachte sie, kein einfaches Unterfangen, in den Tresor bekommst du es nicht mehr hinein, vergessen was aufbricht geht aus der Erfahrung heraus auch nicht mehr.
Er hat das erste Mal ihre Dunkelheit erhellt, sie war zu der Zeit nicht unglücklich, zu sehr war sie in ihre Welt gefangen, sie liebte die Einsamkeit, sehnte immer wieder die Zeit herbei, wenn sie endlich alleine sein konnte. Auch heute erwischt sie sich manchmal dabei, doch sie weiß das das nicht ihr Leben sein wird. Heute würde sie so vieles anders machen, vor allem würde sie mehr zeigen wie sehr sie ihn geliebt hat.
Das Lächeln in seinen Augen und das Lächeln in seinem Gesicht das sie wach werden ließ, sie erinnert sich daran, wie er ihr den Ring an den Finger steckte und sie ihn nur anschaute und sagte, „ich denke drüber nach“, wie er stolz seinen Freunden erzählte, was er vollbracht hatte und nur komisch angelächelt wurde. Er war eigentlich ein sehr kühler Mensch, wollte vorher nicht viel von Beziehungen wissen und veränderte sich total. Vielfach wurde es ihr zu eng, sie wollte keine Nähe, doch er ließ es nicht zu. Immer wieder lächelte er, heute denkt sie, sogar wenn es ihm gar nicht danach zumute war. Ganz selten fragte sie mal wie es ihm ging und wenn er erzählte, hörte sie nicht zu.
Oft gingen sie abends, er liebte die Sommerabende ebenso wie sie, durch die leere Stadt, sie genossen die Ruhe, genossen die Zweisamkeit. Oft fragte er, wie stellst du dir deine Zukunft vor, habe ich dort einen Platz und sie antwortete , weiß ich nicht. Insgeheim wusste sie dass sie zusammengehören , doch sie hätte es nie zugegeben.
Heute weiß sie dass sie nie wieder im Leben den Menschen den sie liebt ohne diese Worte schlafen gehen lässt, jeder Tag könnte der Tag sein an dem man es zum letzten Mal sagt, jeder Tag an dem man sich nicht wenigstens in Gedanken liebe Worte sagt, ist ein vergeudeter Tag. Bitter hat sie das lernen müssen und einen verdammt hohen Preis musste sie für diese Lebenserfahrung bezahlen. Jahrelang sogar jahrzehnte wollte sie daraus keine Lehre ziehen, bis ein Mensch mit dem Lächeln erneut in ihr Leben trat oder eher eindrang. Erst ganz schleichend ohne dass sie es direkt bemerkte. Sie glaubt dass sie dann eher geflüchtet wäre zu dieser Zeit. Sie hatte das Glück dass sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt war um zu bemerken was mit ihrem Herzen passierte, doch auch hier sollte ihr das Leben einen Streich spielen. Sie lernte ihre Fehler kennen und zu bereuen zutiefst zu bereuen. Es stimmt sie milder aber auch unendlich traurig. Zu wissen dass man den Menschen die man am meisten geliebt hat,böse weh getan hat, ist kein schönes Gefühl. Den Verlobungsring hat sie wieder zurückgelegt und hoffentlich werden irgendwann auch die letzten Tränen versiegen und das Lächeln im Gesicht wird bleiben, wenn sie die Augen schließt.