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Archive for 28. September 2008

Irgendwann in den letzten Wochen habe ich den Satz gehört und sehr lange darüber nachgedacht. Mir ist sehr viel genommen worden und als Ergebnis mein halbes Leben. Ich habe dennoch einige glückliche Jahre gehabt auch wenn in mir immer eine gewisse Traurigkeit war. Die Kinder waren mein Lebensinhalt und ich war mir nicht bewußt dass ich auf einer Zeitbombe sitze, schaffte es immer wieder meine Zeit so aufzufüllen dass ich nicht nachdenken musste. Ich lernte im Laufe der Jahre viele Menschen kennen, war eine beliebte Persönlichkeit in der Öffentlichkeit und für meine Ruhe die ich ausstrahlte wurde ich bewundert. Dich bringt wohl nichts aus der Fassung, ich war perfekt in meiner Rolle. Von klein an dachte ich ich würde bestimmte Rollen spielen, erst in den letzten Monaten wurde mir bewußt, dass es Einzelteile von mir waren die irgendwann zersplittert wurden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten sich zur Wehr zu setzen damit man nicht verzweifelt. Meine war meine eigene kleine Welt ich lebte in mir selber und das reichte mir. Die Menschen mit einem gewissen Abstand zu sehen und wenn es enger wurde Reißaus zu nehmen war lange Jahre mein Ansinnen, gewiß selten bewußt, doch es war so. Mit dem Tod meiner Pflegemutter begann eine hektische Aktivität die in körperlichem und geistigem Burnout endete. Ich zog mich aus der Öffentlichkeit zurück. War ich vorher der quirrlige Mittelpunkt, sei es in der Vorstandsarbeit, sei es beim Training oder im Familienleben es wurde immer weniger. Sicherlich waren dort auch einiges an Depressionen vorhanden , doch diese komischen Panikatacken machten mir noch mehr zu schaffen.

Es ist jetzt fast ein Jahr her, an dem ich begann wieder ins Leben zurückzukehren. Teilweise hatte ich das Gefühl ich würde wahnsinnig, hätte irgendeine Geisteskrankheit, wäre kurz vorm durchdrehen und verstand mich selber am wenigsten. Ich war mitten in der Nacht und mehr als gefangen. Irgendwo in mir war dennoch ein Überlebenswille, öfters bettelte ich zu Gott, hilf mir , ich weiß nicht mehr weiter. Trotzdem begriff ich allmählich dass mich die Vergangenheit einholte, doch ich wußte nicht herauszukommen aus diesem Chaos an Gefühlen. Für einen Aussenstehenden ist es kaum begreifbar was in einem Menschen vor geht, selbst für mich war es sehr schwer zu verstehen. Man sagt vor der Bereitschaft über Mißbrauch sexual oder emotional zu sprechen vergehen Jahre. Wenn ich die Vergangenheit Revue passieren lasse , denke ich, wird es so gewesen sein. Von den 2 ersten Lebensjahren der Zwillinge fehlt mir fast jegliche Erinnerung ich vegetierte irgendwo vor mich hin und im letzten Moment bevor ich verblutete begab ich mich zum Arzt. Direkt war ich nicht in der Lage mich umzubringen , doch ich hatte andere Möglichkeiten gefunden, sei es wenig zu essen oder sei es die mangelnde Selbstfürsorge. Als die Therapeutin einmal sagte, um Gottes willen was haben sie sich selber alles angetan musste ich grinsen. Sie hielt diese Reaktion natürlich für völlig daneben.  Nachdem ich mit 19 meinen letzten Versuch gestartet hatte, begann diese Selbstzerstörung Stück für Stück. Sicherlich nicht bewußt , doch mein Unterbewußtsein bestrafte mich, weil ich mich als abgrundtief böse hielt, ich an allem Schuld war, ich böse geboren wurde. Zu keinem Zeitpunkt war mir klar, das dies ein Produkt meiner verquerten Erziehung und Gehirnwäsche war, ich wurde, wie die Thera sagte, systematisch klein gehalten. Eigentlich ist es verwunderlich dass ich dennoch einen Weg gefunden hatte. Heute weiß ich das diese Art von Dissortation eine Möglichkeit ist zu überleben. Ich war mir irgendwann im Klaren dass ich bei verschiedenen Menschen verschieden reagiere, dass ich hier quirrlig fröhlich und im nächsten Moment ganz anders sein konnte, doch dachte ich immer es sind Rollen. Sehr oft unterhielt ich mich innerlich mit mir selber und dachte manches Mal du spinnst. Es wurde im Laufe der Jahre zu meinem Quell der Energie. Später waren es Gespräche mit Madita , mit Jürgen und Christian die weiter lebten und für mich da waren irgendwo in mir drin. Mich von ihnen zu entfernen war im letzten Jahr meine größte Herausforderung. Stück für Stück tauschte ich sie gegen reale Menschen aus und ließ Nähe zu. Dies stellt auch heute noch für mich eine große Herausforderung dar. Die Heilung verlief schleichend, auch heute gibt es noch Tage an denen ich die Schotten dicht mache, doch es gibt auch Tage an denen ich die Welt umarmen könnte. Allmählich kommt ein ziemlich fröhlicher Mensch zum Vorschein und es macht mir Freude mich selber zu beobachten, Stücke zu verbinden.

Ich suche die Mitte von meiner Kindheit Jugend zu meinem jetzigen Leben, puzzle fleissig die Teile die die elke ausmachen zusammen. Manche Teile sind nicht so schick, doch das kann man sich nicht aussuchen. Ich glaube dadurch dass ich so viel erlebt habe etwas habe was manch andere nicht in diesem Maße habe, Verständnis und Akzeptanz von tiefem seelischen Schmerz ohne denjenigen zu bemitleiden. Da zu sein, wenn man mich braucht aber allmählich auch in der Bewußtheit dass ich mich teilweise noch schützen muß.

Mein Prozess der Heilung ist noch lange nicht vollendet, es gibt nach wie vor Tage die wie Nächte sind. Tage an denen ich innerlich die Augen in den Himmel hebe und um Kraft bitte das was wieder kommt durch zu stehen. Nach wie vor wehre ich mich gegen Sätze , das Leben ist hart, oder so ist das Leben. Ich wehre mich gegen den Spruch Menschen sind böse und egoistisch, Menschen geben dir nicht zurück was du gibst.

Sätze wie, ja warum entfernst du dich nicht und noch viele andere oberflächliche Sprüche. Es ist schwer mich zu begreifen, doch eins habe ich nie verloren, selbst heute nicht, den unerschütterlichen Glauben an das Gute im Menschen. Den Glauben das alles im Leben einen Sinn hat, das unser Weg irgendwo vorgezeichnet ist. Oft fehlt mir die Geduld eines meiner negativen Eigenschaften, dies ist eines meiner Ziele daran zu arbeiten.

Ich habe dieses immense Glück, die richtigen Menschen um mich herum zu haben. Jeder einzelne für sich war an meinem Weg beteiligt. Jeder von ihnen gab mir so viel und war für mich da. Zu keinem Zeitpunkt mußte ich mich verstecken. Wir wissen nicht was für ein Plan für uns bereit steht , doch wenn ich eingangs geschrieben habe wem viel genommen wird, dem wird auch viel gegeben, bezieht sich das mehr denn je auf meine Freunde. Keiner ist mir böse wenn ich eine Auszeit brauche und nicht immer 100 % fahre, mich ein wenig zurück ziehe um nachdenken und an mir arbeiten zu können. Ich bin dankbar dass ich auf die Füße gestellt wurde, mir gezeigt wurde dass ich es alleine schaffen muß und doch eine helfende Hand habe wenn ich stolpere. Jetzt nach vielen vielen Jahren beginne ich erwachsen zu werden , Verantwortung für mich selber zu übernehmen, für mein Glück, der Wärme die ich fühle und für das Leben.

Vor fast einem Jahr habe ich mein Herz an den unromantischsten Romantiker den es gibt verloren. Irgendwo innerlich war mir immer klar dass ich angekommen bin und glaubt mir ich habe mich gewehrt. Sehr oft forderte ich ihn heraus, ich kannte schnell seine Schwächen und wollte Beweise dass er mich nicht liebt. Menschen brauchen ihren Freiraum und sehr oft versuchte ich genau dies zu untermauern. Er hielt dem allem Stand. Eine Freundin von mir sagte mal, ich bewundere ihn, das was wir nicht geschafft haben, hat er geschafft, er hat dich zur Therapie bewegt und ich werde ihm immer dankbar dafür sein. Doch sie weiß genau wie ich dass er viel mehr bewegt hat. Er hat mir das Vertrauen zu mir selber, zum Leben und vor allem den Glauben an die Liebe zurück gegeben. Ähnlich strukturiert wie ich erkannte ich mich oft als Spiegelbild und begann mich allmählich zu ändern. Heute schaue ich mit Begeisterung zu wie er sich ändert und Schritt für Schritt öffnet. Schaue zu welch starker intelligenter grins (kleiner) Matscho da vorhanden ist, ein unromantischer Romantiker, mit Weitblick und Innovation welche ich ganz selten erlebt habe. Er läßt sich von mir nicht die Butter vom Brot nehmen, weiß oft was ich denke und fühle bevor ich es ausspreche, selten gelingt es mir eine Gefühlsregung zu verstecken. Noch nie ist mir ein Mensch begegnet vor dem ich solche Achtung habe und der mir vor allem das Wasser reichen kann.

Mit dem Vertrauen zu ihm kam auch die Bereitschaft zu reden. Es war ein hartes Jahr für uns das uns beide teilweise am Rande der Belastungsfähigkeit gebracht hat. Er war nicht ausgebildet was dieses Gefühlschaos anging und so manche Tour wäre er am liebsten vor den Tränen laufen gegangen. Teilweise war er ganz heftig überfordert. Irgendwann begriffen wir beide dass er nicht mein Therapeut sein kann und wir reduzierten diesbezügliche Gespräche auf ein Minimum. Er begriff viel früher als ich dass eine gute Dosierung mehr bringt als volle Breitseite auch heute macht er mich teilweise darauf aufmerksam vorsichtig zu sein , wenn er die Gefahr der Überforderung erkennt. Ich wünsche mir für all diejenigen die sich auf die Lange Reise in die Bewältigung bewegen so einen Menschen in ihrer Nähe zu haben.

Es hört sich sicherlich wie eine Lobeshymmne an, dies ist es aber nicht. Er hat genau wie jeder andere Mensch seine Schwächen und hier war ein weiterer großer Schritt von mir. Bei Aussenstehenden akzeptierte ich jederzeit Fehler aber nicht bei Menschen die ich liebte weder bei den Kindern noch bei ihm. Ich bin milder geworden und denke oft an den Satz wer ohne Fehler ist werfe mit dem ersten Stein. Zu lernen zu artikulieren , das gefällt mir nicht, finde ich nicht so dolle , ich liebe dich trotzdem wandelte vieles in meinem Kopf um.

Meine Reise in meinem Leben verläuft im Moment im ruhigen Meer, die Wogen haben sich geglättet, ich gönne mir Auszeiten wenn ich merke dass ich sie brauche. Ich lerne mich selber kennen und vor allem beginne ich mich selber zu achten und schützen.

Sehr lange ist es her , dass ich einen Satz öffentlich geschrieben habe, aber dieser Text ist sehr bewußt für einen Menschen geschrieben, den ich jeden Tag ein wenig mehr liebe

Ich liebe dich mein Schatz

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